„Liebe macht pink!“ ist ein Roman. Und er spielt im Winter. Genauer gesagt zu Weihnachten.
Ist es also ein Weihnachtsroman?
Kann sein. Aber es ist auch ein Buch, in dem sich zwei Menschen ineinander verlieben.
Ist es also ein Liebesroman?
Schon. Ganz sicher. Ein Liebesroman, in einem winterlichen Frankreich, kurz vor Weihnachten.
Puh. Das ist gar nicht so leicht.
Was jetzt? Soll ich berichten, was von mir selbst und von meinem Leben in dem Buch steckt? Wie die Helden entstanden sind? Und woher ich das pinke Auto kenne?
Nein. Definitiv zu persönlich.
Eigentlich ist doch schon alles gesagt. Man muss nur das Buch lesen. Dann erfährt man Michelles Geschichte. Sie erzählt das richtig gut.
Oh Mann! Da sitze ich nun. Nichts fällt mir ein. Absolut. Gar. Nichts …
Jemand tippt mir auf die Schulter. Das ist seltsam, weil in meinem Haus weit nach Mitternacht außer mir jeder schläft.
Ich schaue auf, und er steht vor mir: David – der Held meines Romans. Er ist es, in den sich Michelle verliebt. David ist groß und blond. Er trägt einen dieser Norwegerpullis und Jeans.
„Was willst du?“, frage ich leicht gereizt.
David bleibt stumm. Typisch Mann.
„Hast du eine Idee, was ich schreiben könnte? Über dich und Michelle?“
Er lächelt verschmitzt. Ist der sympathisch! Ich muss mich zusammenreißen …
„Ich habe Michelle in Frankreich getroffen“, beginnt er.
„Das weiß ich.“
„Wir sind zusammen losgefahren. In meinem Oldtimer. Einem pinken 73er Citroën.“
„So so“, versuche ich, ihn zu unterbrechen, aber er merkt das nicht.
„Unterwegs haben wir viele Abenteuer erlebt. Es war mitten im Winter, Weihnachten nahte. Und es hat wie verrückt geschneit.“
„Nett. Aber mein Buch heißt Liebe macht pink!, mit Betonung auf Liebe. Ihr beide hattet doch sicher … erotische Momente.“
David runzelt die Stirn. „Selbstverständlich. Ich habe ihr beim Duschen zugehört. Wir haben miteinander geschlafen … ich meine, uns ein Bett geteilt.“ Er hüstelt verlegen. „Wir saßen im Whirlpool. Danach haben wir uns geküsst.“
„Und?“
Er runzelt die Stirn. „Für den Anfang reicht das, oder?“
„Schon. Ja.“ Ich seufze. Scheinbar muss man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. „Du machst es mir echt schwer. Ihr habt euch ineinander verliebt …“
Seine Augen nehmen diesen Weitweg-Ausdruck an, und ich weiß ganz genau, in diesem Moment denkt er an Michelle.
„Erde an David“, sage ich.
„Hm?“ Er wendet sich mir zu.
„Ich habe genau beschrieben, wann Michelle sich in dich verliebt hat. Was sie fühlte und wie sie es geschafft hat, zu ihrer Liebe zu stehen. Aber wie war das bei dir?“
David setzt zu einer Antwort an. Energisch hebe ich die Hand. „Warte. Du hast dich in sie verliebt, weil sie super aussieht.“
David schüttelt den Kopf.
„Okay. Du konntest dich auf sie verlassen.“
Er schüttelt wieder den Kopf. Langsam werde ich sauer.
„Dann eben, als ihr euch geküsst habt. Beim Whirlpool, mit fast nichts an.“
Dieses Kopfschütteln nervt! Damit kann man mir um ein Uhr früh nicht kommen! „Du bist dran“, knurre ich.
David zögert. Er schaut zu Boden, als ob es ihm peinlich wäre. Dann blickt er auf. „Ich stand beim Citroën. Michelle kam auf mich zu – vollkommen fertig, das Haar zerzaust, ihr Makeup verschmiert.“ Er lacht. „Sie trug einen Anorak über dem Mantel. Ihre Stiefel hatten keine Absätze mehr … Ich bin sicher, sie schlurfte beim Gehen.“
„Und?“, frage ich.
Sein Gesicht wird weich. „In dem Moment wusste ich, sie ist die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen will.“
„Das soll ich schreiben?“, frage ich ungläubig.
Er lächelt erneut. „Warum nicht? Ist doch eine gute Geschichte. Und die reine Wahrheit.“
© Roxann Hill, 2014